Der zweite - Hermann Gerhardy

Hermann Gerhardy war ein armer Kerl; seit seinem 4. Lebensjahr taubstumm, infolgedessen geistig zurückgeblieben. Er war das zweite Sorgenkind der Großeltern die ihn bis zu ihrem Tod bei sich im Haus behielten. Großmutter Adele hatte es ihren beiden Söhnen Leopold und Gustav zur Pflicht gemacht, sich nach ihrem Tode um den hilflosen Bruder Hermann zu kümmern. Den Wunsch der Mutter haben die Brüder auch treulich erfüllt. Hermann Gerhardy lebte nach dem Tode der Mutter im Haushalt des jüngsten Bruders Gustav, der als Leutnant beim Infanterie-Regiment Nr. 130 in Metz stand. Später kauften Leopold und Gustav ihren hilflosen Bruder Hermann in ein Kloster ein. und zwar bei den Barmherzigen Brüdern in Trier. Die Brüder zahlten dafür 60.000 Goldmark; von den Zinsen sollte der Lebensunterhalt Hermann bestritten werden. Onkel Hermann schreinerte und hatte im Kloster eine Tischlerwerkstatt, wir Kinder nannten ihn Onkel Hem, ich habe ihn in freundlicher Erinnerung, weil er irgendwelches Spielzeug bastelte. Jeden Sonntag erschien er im schwarzen Anzug zum Mittagessen. Er starb 1926. von den Geschehnissen des ersten Weltkrieges, der Inflation, der Geldentwertung hat er wenig oder gar nichts erfaßt. So wurde er 71 und damit an Lebensjahren der älteste unter den 5 Brüdern.

verm. Hermann