Geh. Reg.-Rat Leopold Gerhardy

✽27.1.1816 ✟11.7.1884

Leopold Gerhardy Leopold Gerhardy - 1835
Link zum Taufzeugnis Leopold Gerhardy
Leopold Gerhardy zur Verlobung - 1847 Leopold ca. 1867


Adele Gerhardy geb. Brüggemann Adele Gerhardy geb. Brüggemann Adele Gerhardy (*31.3.1825 +18.1.1894), geb. Brüggemann zur Verlobung 1847 (oben) und ca. 1867. Die Hochzeit fand erst am 10.07.1851 in Merseburg statt. Mehr zu den Hintergründen im Versuch einer Biographie


Die Söhne der Beiden ca. 1867 Leopold, Hermann, Heinrich und Gustav Gerhardy


Grabsteine Bild der Grabsteine des Ehepaars aus dem Nachlass von Thessy Becker geb. Gerhardy.

Wo sich die Steine in Erfurt befinden ist bisher nicht bekannt.

Mein Großvater (Daniels Ur-Urgroßvater). Karl Heinrich Leopold Gerhardy, Bruder des Arztes Heinrich und des Richters Hermann Gerhardy, wurde um 27.1.1816 in Heiligenstadt geboren und starb als Kgl. Preuß. Geheimer Regierungsrat in Erfurt am 11.7.1884. Verheiratet war er mit Adele Brüggmann. geb. 31.3.1825 in Merseburg, evangelisch, gestorben am 18.1.1894 zu Erfurt.
Beide heirateten am 10.7.1851 im Dom zu Merseburg. Über die Ausbildung. Studium1 meines Großvaters weiß ich nichts, jedenfalls war er um die Zeit von 1848 Regierungs-Assessor in Düsseldorf. Mit vier seiner Kollegen beteiligt er sich an dem "Steuerverweigerungsbeschluß", eine Angelegenheit, die damals in der Öffentlichkeit eine große fast revolutionäre Rolle spielte. Die Folge davon ist. eine vorläufige Suspendierung vom Dienst. Er befindet sich aber dabei in guter Gesellschaft u.a. von Lothar Bucher, der deswegeen 1850 angeklagt wird, sich den Verhaftung entzog und nach England ging. Der Vater seiner Verlobten Adele der Geheime Regierungsrat Brüggemann und angesehener Bürger der Stadt Stralsund, untersagt seiner Tochter die Heirat

Familie Leopold Gerhardy in Erfurt


Familie Leopold Gerhardy in Erfurt von links nach rechts: Hermann 1855 - 1926, Leopold 1856 - 1911,
Adele 1825 - 1894, Leopold 1816 -1884,
Heinrich 1853 - 1920, Gustav 1859 - 1923

Aber Adele ist stärker als ihr Vater, sie hält ihrem Bräutigam die Treue., 1851 heiraten sie. Wann Asssessor Gerhardy wieder in den Dienst gekommen ist, weiß ich nicht. 1851 tut er jedenfalls Dienst als Regierungsassessor in Stralsund, wird Regierungsrat und schließlich Geheimrat in Erfurt wo er in der Regierung tätig war. Unter den Papieren des Großvaters fand sich eine Kabinettsphotographie mit einem handschriftlichen Vermerk von "Freunde'' Lothar Bucher, der mit dem Großvater ungefähr gleichaltrig war Möglicherweise, daß die beiden zusammen studiert haben, Man muß sich in die damalige Zeit zurückversetzen ein öffentlicher Protest gegen die Regierung war keine einfache Sache und man riskierte schon einiges. Was aber Bismarck nicht hinderte, Bücher später als seinen Sekretär zu beschäftigen. Bücher begleitete ihn von 1869 bis 1876 regelmäßig nach Varzin. war seine rechte Hand während des deutsch-französischen Krieges im Hauptquartier. Bücher hat auch Mitarbeit m.W. an Bismarck's „Gedanken und Erinnerungen" geleistet. Der König und sein Ministerpräsident kannten natürlich nicht jeden höheren Beamten, aber totsicher wussten sie über jeden Beamten Bescheid, der einmal opponiert hatte. Unbequeme Untergebene sind das Salz der Beamtenschaft, soll Bismarck mal gesagt haben. Nachtragend war man damals in Preußen nicht. Und so fand der Großvater wieder seine Anstellung. Unter den vom Großvater aufbewahrten noch vorhandenen Photos fand ich auch eins, darstellend einen Major von Unruh, einen Namen, den ich später wieder im Kadettenkorps wiederholt traf, ein Name, der auch in der Literatur eine Rolle spielt. Nach der handschriftlichen Notiz waren der Großvater und Unruh langjährige Genossen eines "runden Tisches". Die anfangs erwähnten von Kaisenbergs waren verwandt mit einer Familie von Einem, alter hannoverscher Adel. Ein von Einem war wie ich Kadett. Von seinem Vater, der nach der Jahrhundertwende Kriegsminister wurde später ein. Bekannter Heerführer des 1. Weltkrieges, wußte er, daß dieser mit meinem Großvater befreundet war. Als der Großvater starb - 1884 - erhielt die Familie von Einem eine Todesanzeige. Auf der Rückseite der Anzeige schreibt der damalige junge Offizier einen langen Brief an seine Frau und bedauert den Tod des alten Gerhardy. Rund achtzig Jahre später findet der Sohn des nachher so berühmten Generaloberst von Einem unter Familienpapieren diesen Brief und dediziert ihn mir. - Hatte der Hofrat noch 10 Kinder, wird es in der nachfolgenden Generation wesentlich weniger. Der Einzige, der eine männliche Nachfolge schafft ist der Großvater Leopold Gerhardy. Soweit mir die Korrespondenz der Großeltern in Erinnerung ist, ist die Ehe der Großeltern eine glückliche gewesen. Geld war knapp, es war aber doch so viel vorhanden, um einen schlichten preußischen Standing zu leben. Der reiche Doktor Gerhardy und der vermutlich durch seine Frau Sally sehr wohlhabende Richter Hermann Gerhardy haben ihren Bruder Leopold bei der Ausbildung seiner 5 bzw. 4 Jungen materiell unterstützt. Der Älteste, Max, starb schon sehr früh im Kindesalter, dann kam der zweite - Heinrich der dritte Hermann, der vierte Leopold (mein Vater) und der fünfte Gustav.


  1. Prof Hans-Reinhard Koch schreibt am 19.12.2021 "Ich bearbeite zur Zeit die Matrikel unserer Studentenverbindung, des Corps Rhenania Bonn. Bei uns war 1836/37 Leopold Gerhardy aktiv. Was wir über ihn wissen, ergibt sich aus dem gegenwärtigen Stand unseres Matrikeleintrags, bei dem mir Ihre Webseite eine große Hilfe war:"
    242. Gerhardy, Karl Heinrich Leopold (×××) Rez Sommer 1836; Austr. Ostern 1837; Bruder von Hermann Gerhardy (××.×.×) Palatiae Bonn ✳ 27.1.1816 Heiligenstadt/Sa.; S. d. Hofrats Heinrich Gerhardy u. d. Wilhelmine Hoffmann; Gymn. Heiligenstadt; stud. jur. Göttingen, Bonn; 1837 Auskultator OLG Halberstadt; Reg.-Assessor Düsseldorf; Mitglied des Düsseldorfer Regierungskollegiums, dort 1848 (neben Lothar Bucher, 1817-92) Unterstützer des sog. Steuerverweigerungsbeschlusses, deswegen suspendiert; 1850 Reg.-Ass. Stralsund; ca. 1860 Geh. Regierungsrat in Erfurt