an den Geh. Reg.-Rat Leopold Gerhardy


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Nr. 5./9 beantw. 6/91

An
den Geheimen Regierungs=Rath Gerhardy
Regierungsstraße
in Erfurt
M. . . L.3

Heiligenstadt, den 04.Sept.1880

Herzlichen Dank für die Zeilen für H.2
Er ist schon ein paar Tage auf Commißion, auch heute wieder, weshalb ich versuche, Euch zu benachrichtigen. Das war ein fataler Unfall für mich; im Nu wars geschehen, war mit einer Vehemenz auf die linke Hüfte u. ganze Seite gefallen, daß mir die Sinne schwanden. Unter furchtbaren Schmerzen wurde ich ins Bett gebracht, untersucht, kalte Umschläge wurden verordnet. Famulus nahm es sehr leicht. Heute kommt D. K. zurück, der nochmal untersuchen wird. Ich hatte vier Tage schreckliche Tage; Schmerzen, Hitze, keinen Appetit, Schlaf wurde bewacht. Gestern hielt es H.2 für gut, daß ich in den Garten getragen wurde. Hatte mich erfrischt, aber die Schmerzen verschlimmert. Liege heute wieder oben fest. Das durfte nicht kommen – die schönen Tage hatten mir so genützt. Gott mag sich erbarmen! H.2 war einmal zur Jagd, fand aber keine Hühner, weil es keine gibt, der böse Winter hat sie zerstört.
Wird erst wieder zur Hasenjagd hinausgehen.
Herzlichen Gruß an Adele und die Söhne.
Gustav schrieb, H.4 – War acht Tage bettlägerig. D. A. SCH. K.


1 Transscription durch Sibylle Fährmann
2 Richter Hermann Gerhardy (1820 - 1900)
3 Mein ... ... Leopold
4 Sohn Heinrich oder Hermann von Leopold