Brief von Hans an Thessy

8.2.1945

Unsere Fahrt ist zu Ende, wir haben unser Ziel erreicht, sind Samstag ausgeladen worden. Jeder freut sich, dass er den Waggon verlassen konnte, in dem wir mancherlei erlebt hatten. Wir waren 38 Mann in einem Waggon, dazu kommen zeitweise Flüchtlinge, Frauen und Kinder, so daß es recht eng wird. Am tollsten war es, wenn rangiert wurde. Da purzelten wir nur so durcheinander und mancher trug Verletzungen davon. Nun liegen wir in einem kleineren Dörfchen und warten der Dinge, die da kommen sollen. Ab und zu hört man vereinzelt Kanonendonner, doch lange nicht so heftig und anhaltend, wie wir ́s in Hofheim hören, in der Ferne sieht man Rauchwolken. Die Bevölkerung ist in großer Unruhe, weiß nicht, was sie tun soll, soll sie bleiben, soll sie flüchten. Die Elektrizitätsversorgung ist gestört, wir haben kein Licht, also auch keinen Rundfunk, sind ohne Zeitung, ohne jede Nachrichten. Die Gerüchte sind wenig verläßlich. Jeder will mehr als der Andere wissen. Die Bevölkerung ist sehr entgegenkommend, lässt uns manches zukommen.
Und wie geht’s bei Euch? Noch immer haben wir keine Feldpostnummer. Lebt wohl, bleibt alle gesund.
Sei herzlich umarmt Dein Hans