Brief von Hans an Thessy

21.2.1945

Meine liebste Frau,
zu gerne wüßte ich, wie es Euch geht, was Ihr tut und treibt. Noch immer haben wir keine Feldpostnummer. Schreib doch mal unter der Anschrift Volkssturmmann Hans Becker, 1. Volkssturmbattaillon z. b. V., 1. Kompanie, Gau 10. Vielleicht kommt was im Wehrmachtsbericht. Ist das Rhein-Main-Gebiet wieder heimgesucht worden? Ist Hofheim verschont geblieben? Die Faust des Winters scheint gebrochen zu sein. Aller Schnee ist weg. Manchmal sieht es sehr nach Frühling aus. In unserem Garten sprießen die Schneeglöckchen sparsam. Ihr werdet wahrscheinlich schon etwas weiter sein. Wahrscheinlich hast Du schon Gelbe Rüben säen können. Hast Du durch das Arbeitsamt jemanden zugewiesen bekommen? Seit Beginn unseres Einsatzes liegen wir in Pyritz, in dessen Besitz sich die Russen zu setzen versuchen. Es ist oder vielleicht war es ein schönes Städtchen mit Wall und Graben. Es ist unter ständigem Beschuss, so dass kaum ein Haus verschont geblieben ist. Wir verteidigen nun einen Straßenzugang außerhalb des Walles gemeinsam mit der Wehrmacht. Gutsfabrik (?) und Molkerei sind in Händen der Russen, auch ein paar Bauernhäuser, dann kommt ein abgebranntes Haus, dann unsere Stellung. Die Straße wird ständig beschossen, ist daher nur unter besonderer Vorsicht begehbar. Eine Zeitlang spielte sich der Verkehr hinter den Häusern ab. Jetzt haben wir Durchbrüche. Von einem Haus aus wird geschossen. Es geht nun durch den Keller, Küche, Stall, Wohn- und Schlafzimmer usw. Augenblicklich ist ́s ruhiger. Die Bewohner sind geflüchtet. Das Vieh blieb zurück.
Herzlichst grüßt Euch alle Euer Hans.