Brief von Hans an Thessy

Pyritz 23.2.1945

Meine liebste Frau,
ein Kamerad hat die erste Post erhalten und zwar unter umstehender Anschrift. Du musst nur noch die Postleitzahl nachsehen. Ich glaube, sie ist (3). Es wäre eine Freude, nach so langer Zeit Nachricht von Euch zu erhalten, von Eurem Tun und Treiben zu hören. Wie geht es Dir? Halte mit Deinen Kräften haus, gönne Dir auch einen Ruhetag. Geht es mit Margot besser? Aber ach! Nicht mehr lange, und ihr Pflichtjahr ist vorüber und Du musst mit einem unerfahrenen Kind neu anfangen. Und die Kinder werden wohl alle wieder zur Schule gehen. So hast Du wenigstens einen ruhigen Vormittag. Denken die Kinder an ihr Versprechen folgsam zu sein und immer Dir gut helfen? Gerne würde ich Euch alle sehen, besonders das Gerolein. Wie mag er sich weiter entwickelt haben? Nicht einmal in Bildern kann ich Euch sehen, denn unser Gepäck wurde, ohne dass wir verständigt wurden, nach Neumark gebracht. Ein Glück, dass ich das allernotwendigste im Brotbeutel habe, bei mir trage. Aber an ein Waschen der Wäsche und Strümpfe ist nicht zu denken. Ich habe (trage?) noch all das, was ich beim Weggang trug. Wie nötig bräuchte ich die zurückgelassenen Nachthemden. Die Lage hier ist ziemlich unübersichtlich. Beide Seiten scheinen sich abwartend zu verhalten.
Laßt es Euch gut gehen und seid alle herzlichst umarmt.