Lieber Kluti
um Dich nicht weiter gegen eine Mauer des Schweigens anschreiben zu lassen, Du scheinst es nicht durchzuhalten, will ich schreiben, nur schreiben, denn ich wüßte nicht was. Auf Deine Briefe, Deine Probleme will ich, kann ich nicht eingehen, sie sind mir so fremd, daß ich mich nicht hineindenken kann. Sie sind mir, mit Verlaub auch gleichgültig. Vorerst noch, denn, ob ich geistig bestehen kann, ist weniger drängend, als körperlich durchzuhalten. Ich bin inzwischen so weit, daß ich mit Begleitung überall hingehen kann und ohne kann ich nur Treppen ohne Geländer nicht hinabsteigen. Aber es sind reine Kraftakte.
Ich werde mit ziemlicher Sicherheit bis Ende August hier bleiben, um dann alleine mit dem Auto zurückzufahren.
Ich bin diskutiermüde, vielleicht überhaupt müde. Es ist mir zu mühsam, meine Gedanken schriftlich festzuhalten, weil ich dann genau denken müßte. Darum möchte ich eine Erwiederung auf eine zukünftige mündliche Begegnung verschieben.
Grüße an gemeinsame Bekannte
Dein Bernd

Dieser Brief sollte Dich auf keinen Fall hindern, neue zu schreiben, er sollte nur die fehlenden Antworten erklären.

Lieber Kluti1,

ich muß antworten und auch prompt. Ich wollte eigentlich alleine nach Hause fahren, und gegen meinen Dickkopf wäre auch niemand angekommen, aber meine Mutter braucht das Auto vorher. Ich habe ab dem 16. kein Auto mehr und alle Pläne fallen ins Wasser. Ich werde mit Mietauto am 29. August abgeholt. Es ist sehr schade und ich danke vielmals für die Einladung, aber besuchen kannst Du mich ja dennoch.
Gottseidank hast Du meinen letzten Brief nicht falsch verstanden, als ich ihn schon zugeklebt hatte, fand ich ihn fast zu schroff und unwirsch.
Meine Schrift müßte recht aufschlußreich sein. Grüße an Deine Eltern
Bernd


  1. Nach seinem Inhalt scheint dieser letzte Brief im Sommer 67 geschrieben und aus einem steirischen Rehabilitationszentrum (Tobelbad?) zu stammen. Der erwähnte Besuch kam tatsächlich in den Sommerferien zustande.