Gustav Gerhardy an seine Mutter, Trier, den 31.07.1881
Trier den 31 Juli 1881
L. M. herzlichen Dank für die kürzlich empfangene Zulage pro August incl. der, wie ich vermuthe 30 M Manöverzulage die meine etwas demoralisierten Geldverhältnisse wieder
auf den Strumpf gebracht. Für die Geburtstagsgelder gleichfalls
bemah meinen wärmsten. Leider sind sie schon aufgebraucht.
Gestern Nachmittag besuchte mich Ewald und Meta Knorr auf
der Durchreise von Metz nach Koblenz um sich die Berühmtheiten
Triers anzusehen. Man hat mich eigentlich übergehen wollen.
Aber ich labe, als ich vergangenen Montag in Koblenz mit Vatern
bei onoros einsprang, selbst darum gebeten und im Nichtbe-
achtungsfalle ewige Feindschaft angekündigt. Die Folge davon
war der gestrige sehr nette Nachmittag mit bekannten nahestehenden Menschen in Trier. Da die Zeit knapp, haben wir Alles per Wagen machen müssen. Letzteres machte die Sache
kostspielig aber schön war es doch und Ewald sowohl wie Meta
zogen um 7 Uhr hocherfreut über die trierschen Kunst; Natur-
und materiellen Genüsse gen Koblenz. Ich hoffe, daβ ich bei
den alten einen guten Grund gelegt habe und nach dem
Grundsatz, wo man den Kindern thut, thut man den Eltern
werden die Alten sich riesig geschmeichelt fühlen und bei ihren
finanziellen Kräften ist es ja ein leichtes mich einmal auf
ein Paar Tage einzuladen. Von allem diesem bitte aber
der Tante (Naredgererre) nichts zu berichten, da Letztere ja
über kein Ding bouche cose1 halten kann. - Nun folgendes
Bitte. Zu meinem Geburtstag nur praktische Sachen. z. B. Thee, Chocoladenpulver resp. Kakaopulver, ein Fläschchen Odems, da mein Ylang-Ylang2 alle. ein Paar Morgenschuch könnte ich wohl gebrauchen. Mit Bürst und Rasurstife bin ich noch vollkommen versehen. Wenn ich nun noch hinzufüge, daß ein gewisses Etwas der Client immer brauchen kann habe ich der Winke genug gegeben.
Nüsse zum Einmachen sind schon zu reif ebenso zum Nußliqueur.
Mit 1000 Grüßen und Küssen Euer Gustav